Awareness
Awareness kommt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie Bewusstsein.
Awareness kann bedeuten:
- achtsam sein und einfühlsam miteinander umgehen
- sich über verschiedene Formen von Ausgrenzung informieren
- über unser eigenes Verhalten und unsere Ansichten nachdenken
- Menschen in ihrer Selbstbestimmung zu unterstützen, ohne bevormundend oder übervorsichtig zu handeln
- Personen unterstützen, die Ausgrenzung oder Grenzverletzungen erfahren (haben) und diesen zuhören
- die eigenen Grenzen kennen
- auf die Grenzen Anderer achten
Wir* alle machen Fehler. Dennoch kann eine bessere Welt nur gelingen, wenn wir alle aus unseren Fehlern lernen und uns verzeihen. Dennoch darf diskriminierendes Verhalten nicht toleriert werden. Achte darauf, Kritik möglichst sachlich zu äußern und auch so wahrzunehmen. Persönliche Angriffe helfen niemandem weiter.
Was für alle gilt
Auch hierarchiearme Orte kommen nicht ohne Regeln aus.
Konsens:
` Nur ja heißt ja! Nein heißt immer Nein! `
Du darfst jederzeit Nein sagen. Das ist in Ordnung. Persönliche Grenzen sind verschieden. Dein „Ja“ zu etwas ist jederzeit änderbar. Wenn du etwas doch nicht möchtest, darfst du jederzeit Nein sagen. Kein Mensch darf dich zu etwas überreden, was du nicht willst. Keine ungefragten Gespräche oder Berührungen. Egal, ob Umarmung, Kuss auf die Wange oder ein freundschaftliches Anstupsen an der Schulter: Nur mit Zustimmung!
Generell gilt: Nur Ja heißt Ja!
Nackte Oberkörper / Oben-Ohne
Auf dem Camp erwarten wir von allen, ein Oberteil zu tragen. Weiblich gelesenen Menschen ist es an vielen Orten in der Öffentlichkeit verboten, sich ohne Oberteil zu bewegen. Auch wo es ihnen erlaubt ist, müssen sie mit Blicken, Kommentaren oder Ähnlichem rechnen.
Namen & Pronomen:
Alle Menschen haben das Recht selbst zu bestimmen, wie sie angesprochen werden. Frag daher gerne nach dem Namen und Pronomen von Menschen. Pronomen sind zum Beispiel „er“, „sie“, „mensch“ oder „they“. Es gibt noch viele weitere Pronomen. Manchmal wollen Menschen auch kein Pronomen nutzen. In dem Fall kannst du einfach ihren Namen sagen.
Sprache
Im Rahmen des Camps bemühen wir* uns um inklusive Sprache, um möglichst alle Menschen mit einzubeziehen. Daher versuchen wir z.B. auf das generische Maskulinum zu verzichten. Andere Beispiele für Sprache, die wir auf dem Camp für unangebracht halten:
- Sprache, die Stereotype verfestigt, wie z.B. „Ladies first“, „Girl Boss“, „echte Männer“, „sozial schwach“
- das N-Wort / das Z-Wort
Fotographieren / Filmen
Frage Menschen um ihr Einverständnis, bevor du sie filmst oder fotographierst.
Verantwortungsvoller Umgang mit Drogen:
Sei achtsam und verantwortungsvoll im Umgang mit Alkohol, er verändert dein Verhalten und deine Wahrnehmung. Wichtig ist, dass du deine und die Grenzen anderer wahrnehmen kannst. Bitte rauche außerhalb des Camps. Wenn das nicht möglich ist, frag gern nach, ob es für die Menschen um dich herum in Ordnung ist. Bitte verzichte aufgrund der öffentlichen Lage auf andere Drogen. Unter Umständen ist der Konsum jeglicher Drogen (außer Medikamenten, Zucker und Koffein) durch das Ordnungsamt untersagt. Trotzdem bitten wir dich darum dich an diese Auflage zu halten.
Begegnung auf Augenhöhe
Nimm deine Gegenüber ernst und begegnet euch auf Augenhöhe. Entscheide nicht für andere Menschen, was sie brauchen oder können. Versuche nicht anderen ungefragt zu helfen. Denke kurz nach, bevor du Menschen deine Hilfe anbietest: Wird sie wirklich gebraucht? Gehe stets davon aus, das Menschen Gründe für ihr Handeln haben und nicht aus Bösartigkeit handeln.
Frage Menschen nicht rein aus Interesse nach sensiblen Dingen wie z.B. Narben, Hilfsmittel oder Geschlechtsausdruck.
Be excellent to eachother
Awareness-Team
Das Awareness-Team erkennst du an den lila Westen. Sprich uns an wenn:
- Wenn du dich in einer Situation nicht wohlfühlst
- wenn dein Nein ignoriert wird
- wenn du Gewalt erfahren hast
Zögere nicht uns anzusprechen (natürlich auch wenn keiner dieser Fälle zutrifft). Wir sind offen für Fragen und Gespräche und unterstützen dich, ohne dass du dich rechtfertigen, etwas erklären oder beweisen musst. Wir gehen vertraulich mit dem um, was wir erfahren. Es wird nichts ohne deine Zustimmung passieren.
Nach welchen Prinzipien wir* arbeiten:
Definitionsmacht
Nur du weißt, wie es in dir aussieht. Und du allein kannst sagen, wann etwas für dich zu viel ist. Du kannst das auf deine Art & Weise kommunizieren. Das müssen andere Menschen akzeptieren. Wir glauben dir!
Wir arbeiten nicht mit absoluter Sanktionsmacht. Das heißt: Eine Person definiert, was ihr passiert ist, aber nicht was mit der diskriminiernden oder gewaltausübenden Person passieren wird.
Bedürfnisse und Wünsche erkennen und formulieren zu können, ist ein wichtiger Schritt und auch Teil unseres Prozesses. Unsere Hoffnung ist, dass alle Wünsche und Erwartungen umgesetzt werden können. Es kann jedoch auch passieren, dass Wünsche und eventuelle Forderungen nicht automatisch erfüllt und umgesetzt werden können.
Parteilichkeit
- Wir stehen an deiner Seite und verhalten uns solidarisch.
- Wir suchen gemeinsam mit dir nach Lösungen.
- Wir handeln im Wissen um herrschende
Diskriminierungsformen und Mehrfachbetroffenheit.
Intersektionalität
Manche Menschen werden aus mehr als einem Grund ausgegrenzt oder schlechter behandelt. Diese mehrfache Betroffenheit heißt Intersektionalität. Wir wollen mehrfache Betroffenheit mitdenken und berücksichtigen.
Aber trotzdem:
Auch wir als Awareness-Team sind nicht frei von diskriminierendem Verhalten. Wir haben unterschiedliche Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht. Manche Erfahrungen haben wir gar nicht gemacht. Wir freuen uns über konstruktive Kritik, Tipps oder sonstige Anregungen. Bei Problemen mit Menschen aus dem Awareness-Team hinterlasse bitte eine Nachricht in der Feedback-Box am Infozelt.
Dieses Konzept erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
Gerade zu struktureller Diskriminierung fehlen uns Zeit, Ressourcen & Wissen um sinnvolle Handlungsempfehlungen abzugeben. Wir sind Menschen, die versuchen ein Camp und damit eine kleine Utopie zu organisieren. Wir sind keine Profis. Wenn du bestimmte Dinge oder Gegebenheiten brauchst, um am Camp teilzunehmen, kontaktiere uns bitte direkt.
* Wer sind „wir“?
„Wir“ sind in diesem Text das Orga-Team des Klimacamps Augsburg 2025, bzw. die Menschen die das Vertrauen für diesen Text erhalten haben, sowie die Menschen, die auf dem Camp die Aufgabe der Umsetzung dieses Konzept haben. Du erkennst letztere an den lila Westen. Awareness geht alle an und jede*r kann sich an der direkten Umsetzung beteiligen. Mit „wir alle“ sind alle Menschen auf dem Camp gemeint.