Umweltkosten

veröffentlicht am 18. Mai 2025

In diesem Artikel beantworten wir ein paar Fragen zu Umweltkosten.

Was sind Umweltkosten?

Umweltkosten sind Kosten, die durch Umweltschäden verursacht werden oder für die Beseitigung von Umweltschäden anfallen. Das sind beispielsweise die Arztkosten einer durch Feinstaub verursachten Lungenerkrankung. Es gibt interne Umweltkosten, welche durch die Verursacher*innen zu tragen sind, und externe Umweltkosten, welche der Allgemeinheit oder einzelnen Menschen, die besonderes Pech haben, aufgebürdet werden. Arztkosten für die Behandlung von Erkrankungen, die auf Umweltschäden zurückzuführen sind, sind somit externe Kosten, welche die Krankenkassen beziehungsweise alle Beitragszahler*innen zu tragen haben. Kosten für die Reinigung von Abwässern zahlen in Deutschland die Verursacher*innen über die Abwassergebühr und sind damit interne Umweltkosten.

Einen Spezialfall von Umweltkosten stellen die Klimakosten oder Klimafolgekosten dar. Damit werden die Kosten bezeichnet, die durch den Ausstoß von Treibhausgasen und die dadurch verursachte Klimakatastrophe entstehen.

Wie hoch sind meine Umweltkosten?

Wie wir im Artikel „Konsumkritikkritik – Kritik an Konsumkritik“ für den CO₂-Fußabdruck darlegen, macht es nur mäßig Sinn, die Umweltkosten auf das einzelne Individuum herunterzurechnen. Viele Umweltkosten sind für einzelne Personen unvermeidlich, sofern nicht die richtigen Weichenstellung auf politischer Ebene vorgenommen werden.

Trotzdem versucht man Umweltkosten zu quantifizieren. Es gibt verschiedene Arten von Umweltkosten, je nach Art der Umweltschäden, Feinstaub, Waldrodung, Straßenbau und die Emission von Treibhausgasen verursachen ihre Umweltkosten auf sehr unterschiedliche und vielfältige Art und Weise. Die Rodung von Bäumen an Gebirgshängen führt beispielsweise dazu, dass Regen im Gebirge deutlich schneller und konzentierter abfließt, was wiederum weiter flußabwärts Flutkatastrophen verursachen kann.

Wir betrachten als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung vor allem die Kosten, die durch den Ausstoß von Treibhausgasen und den damit einhergehenden Veränderungen des Weltklimas verbunden sind. Hier gibt es direkte und auch indirekte Schäden, die Kosten verursachen.

  • Direkte finanzielle Schäden
    • Extremwetterereignisse, wie Flutkatastrophen, Dürren, Hagelstürmen usw., beispielsweise in Form von Schäden an Infrastruktur und Ernteausfällen
  • Indirekte finanzielle Schäden
    • Langfristige Verluste von landwirtschaftlichen Flächen
    • Verlust von Tourismuseinnahmen, z.B. aufgrund der Zerstörung von Korallenriffen und anderen Naturwundern
    • Verluste für den Fischfang durch Rückgang der Fischbestände
    • Ausfälle von Kraftwerken aufgrund von Mangel an Kühlwasser währened Dürreperioden
    • Ausfälle von Transportrouten und Lieferketten, wie dem Rhein als Schifffahrtsroute bei Niedrigwasser, aber auch Schienen und Straßen, welche durch Temperatur- und Wetterextreme beschädigt werden
    • Reduktion von Produktivität an heißen Tagen, z.B. durch hitzebedingte Erschöpfung
    • Folgen der durch klimakrisenbedingte Notlagen ausgelösten zivilen und militärischen Konflikte

Viele dieser Kosten lassen sich nicht bestimmen. Das Umweltbundesamt versucht trotzdem hierfür eine Zahl zu ermitteln. Die Empfehlung lautet, bei der Kaufkraft des Euro vom Jahr 2024 pro Tonne CO₂ mit 880 Euro an Klimakosten zu rechnen. Siehe: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/dateien/6_tab_uba-empfehlung-klimakosten_2024-11-26.pdf

Doch nicht alle Kosten sind finanzieller Natur. Menschen werden durch Umweltschäden verletzt und gar getötet. Schwieriger wird es, wenn man die Zahl menschlicher Opfer erfassen will. Die Klimakatastrophe tötet und das gar nicht so wenig. Allerdings gibt es nur grobe Abschätzungen dazu, wie viele Menschen aufgrund der Klimakatastrophe bereits gestorben sind und noch sterben werden. Verschiedene Schätzungen gehen von 2 bis 10 Todesfällen pro 10.000 Tonnen an CO₂-Emissionen bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Siehe:

Die Unsicherheiten in diesen Schätzungen sind sehr hoch, weil sich die Menschheit mit ihrem massivem Umbau des Weltklimasystems in unbekanntes Gebiet vorwagt. Weitere Unsicherheit entsteht dadurch, dass viele der Todesfälle nicht unvermeidlich sind, sondern durch teure Klimawandelanpassungsmaßnahmen mitunter verhindert werden könnten. Viele dieser Opfer gibt es aber in Ländern, welche sich Klimawandelanpassungmaßnahmen nicht leisten können.

Wenn man wollen würde, könnte man also für ein 80-Jähriges Menschenleben in Deutschland mit typisch deutschen CO₂-Emissionen von 10 Tonnen im Jahr errechnen, dass die eigenen Treibhausgasemissionen über das gesamte Leben grob 700.000 Euro an Klimakosten verursachen und etwa 0,16 bis 0,8 Menschen das Leben kosten. Aber wie wir im Artikel „Konsumkritikkritik – Kritik an Konsumkritik“ darlegen, macht das wenig Sinn, weil ein großer Teil der statistischen Pro-Kopf-Emissionen außerhalb der eigenen Kontrolle liegen bzw. nur indirekt über die Wahlentscheidung und politisches Engagment der eigenen Kontrolle unterliegen. Wir betrachten daher vor allem die Umweltkosten größerer politischer Einheiten als des Individuums, beispielsweise die Umweltkosten von Städten, Ländern oder politischer Entscheidungen.

Wo bezahle ich meine Umweltkosten?

Jede*r von uns bezahlt Umweltkosten. Jedoch bezahlt man nicht den Anteil der Kosten, den man selbst verursacht hat.

Wir zahlen die Kosten dadurch, dass Versicherungen gegen Umweltschäden teurer werden. Wir zahlen sie dadurch, dass wir selbst Schäden bei Extremwetterereignissen erleiden, die von keiner Versicherung gedeckt werden. Volkswirtschaften und Arbeitgeber*innen zahlen sie durch geringere Produktivität an nun häufiger auftretenden Hitzetagen. Wir zahlen sie durch höhere Lebensmittelpreise, weil Ernten und ganze Anbaugebiete für Lebensmittel wegfallen. Die persönlich zu zahlenden Umweltkosten hängen also mehr davon ab, wie sehr man Opfer der Umweltschäden ist.

Eine von der letzten Bundesregierung in Auftrag gegebene Studie schätzte die Klimafolgekosten für Deutschland für den Zeitraum von 2022 bis 2050 auf 280 Milliarden Euro bis 900 Milliarden Euro, also auf etwa 10 Milliarden Euro bis 31 Milliarden Euro jährlich. In einigen Jahren kann Deutschland billiger davonkommen, aber dann gibt es Jahre wie 2021, dem Jahr der Flutkatastrophe im Ahrtal. In diesem Jahr verursachte ein einzelnes Starkregenereignis allein in Deutschland über 40 Milliarden Euro an Schäden.

Fast alle Klimafolgekosten sind externe Kosten. (Straf)Zahlungen für die Herbeiführung von Umweltschäden fallen hingegen kaum ins Gewicht. Man sieht das an der CO₂-Bepreisung. In Deutschland ist im Jahr 2025 pro Tonne CO₂ ein Preis von nur 55 Euro zu zahlen. Demgegenüber geht das Umweltbundesamt davon aus, dass pro Tonne CO₂ bis zum Ende des Jahrhunderts 880 Euro an Kosten für die Allgemeinheit entstehen.

Das ist natürlich eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Dem wird versucht, durch eine Erhöhung der CO₂-Bepreisung Einhalt zu gebieten. Aber mehrere 1.000 Milliarden Tonnen an CO₂ aus fossilen Quellen wurden bereits in die Atmosphäre ausgestoßen und die Verantwortlichen können im Nachhinein nur noch schwer bis gar nicht mehr zur Kasse gebeten werden. Insofern kann eine starke CO₂-Bepreisung entstandenes Unrecht nicht ungeschehen machen. Aber sie kann neues Unrecht einschränken.

Was hat die Politik über Umweltkosten zu lernen?

  1. Die Politik muss lernen, die Umweltkosten in allen ihren politischen Entscheidungen mit zu berücksichtigen.
  2. Außerdem müssen Wege gefunden werden, um möglichst alle externen Umweltkosten zu internalisieren. Sprich, es müssen Wege gefunden werden, dass die Kosten nicht die Allgemeinheit oder zufällige Menschen, sondern die Verursacher*innen selbst zu tragen haben.

Internalisierung externer Kosten ist schon allein aufgrund von Gerechtigkeit und Fairness geboten. Auch entspricht es dem Verursacher*innenprinzip. Das gilt selbstverständlich für alle Arten von Umweltkosten, nicht nur für die Klimafolgekosten. Auch Plastikmüll durch Einwegverpackungen, welcher in der Gegend herumflattert und sich dann langsam zu Mikroplastik zersetzt, verursacht Umweltkosten. Zwar hat Augsburg als Kommune nur begrenzte Möglichkeiten, um externe Umweltkosten zu internalisieren. Denn selbst eine einfache Maßnahme, wie die Einführung einer Verpackungssteuer, gelingt nicht, wenn sich das Bundesland quer stellt. Aber Augsburg kann sehr wohl denjenigen Umweltkosten, die aus ihren eigenen kommunalen Entscheidungen folgen würden, bei der Entscheidungsfindung einen hohen Stellenwert beimessen.

Weitere Informationen

Auf der Webseite Menschen-und-Wege gibt es eine Analyse der Umweltkosten in Augsburgs Verkehrssektor, erstellt von Tom Hecht vom Fachforum Verkehr der Lokalen Agenda 21.